Im gestrigen Artikel haben wir die Makronährstoffe näher beleuchtet:
Gettin‘ massive and shredded: Makronährstoffe
Heute wollen wir uns mit den Mikronährstoffen näher befassen. Leider wird ihnen häufig wenig Beachtung geschenkt. Sie sind genauso wichtig wie die Makronährstoffe (Protein, Kohlenhydrate und Fett) auch, denn ohne sie läuft in unserem Körper gar nichts.
Dieser Artikel soll nicht dazu dienen, die einzelnen Mikronährstoffe und ihre genauen Funktionen näher zu beleuchten, sondern ihre grundlegende Bedeutung und Mythen aufzeigen.
Ein Überblick
Was sind genau Mikronährstoffe?
Nun, als Mikronährstoffe bezeichnet man sämtliche Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe.
Alle diese Mikronährstoffe wurden durch die Wissenschaft nach und nach entdeckt, klassifiziert und benannt.
Leider wurde genau durch die zeitversetzte Entdeckung auch eine etwas unglückliche Klassifizierung gewählt. So gruppiert man diverse Vitamine als eben diese Vitamine, obwohl sie so gar nichts miteinander zu tun haben und von ihrer chemischen Struktur betrachtet keine Verwandtschaft aufweisen.
Einige Vitamine sind wasserlöslich, andere hingegen fettlöslich. Auch gibt es Vitamine, welche eher in die Kategorie der Hormone bzw. Prohormone eingeordnet werden müssen, wie z.b. das Vitamin D3.
Nichtsdestotrotz sind fast alle diese Mikronährstoffe essentiell, das heisst sie müssen mit der Nahrung zugeführt werden. Einige wenige können auch über Umwegen vom Körper selber synthetisiert werden, wie beispielsweise das obengenannte Vitamin D3.
In den meisten Fällen kann der Körper auch einen gewissen Mangel für einen gewissen Zeitraum überbrücken, so dass nicht in jedem Fall der Griff zur Super-Multivitamin-Tablette Pflicht ist. Doch dazu später mehr.
Die Aufgaben
Die Aufgaben der Mikronährstoffe sind vielfältig. Man geht je nach Betrachtungsweise von 45-90 essentiellen Mikronährstoffen aus. Vitamine und Mineralien sind ein wesentlicher Bestandteil davon.
So gibt es Vitamine die für die Funktion unseres Immunsystems von zentraler Bedeutung sind, wie beispielsweise Vitamin C.
Mineralien wie Calcium und Magnesium sind für die Muskelfunktion wichtig. Wir haben sicher alle schon Krampferscheinungen gehabt. Hier kann ein Mangel dieser Mineralien verantwortlich sein.
Ein kleiner Überblick zu den bekanntesten und essentiellen Mikronährstoffen, den Vitaminen und Mineralien findet ihr hier:
Mikronährstoffe für maximale Leistung
Sekundäre Pflanzenstoffe
Nun gibt es diverse weitere sekundäre Pflanzenstoffe, die auch ein antioxidative Wirkung besitzen und damit eine ähnliche Aufgabe im Körper übernehmen wie Vitamin C auch und auch ganz andere Wirkungen besitzen.
Gerade in den letzten Jahren wird ein riesiger Hype darum gemacht und diesen sekundären Pflanzenstoffen wahre Wunderdinge nachgesagt.
Wie so alles was Wunder bewirken soll, müssen auch die sekundären Pflanzenstoffe kritisch unter die Lupe genommen werden, da doch oft auf irgendeine Art und Weise ein wirtschaftliches Interesse dahintersteckt.
Doch was sind sekundäre Pflanzenstoffe wirklich?
Es ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von chemischen Stoffen diverser Pflanzen. Sie dienen der Pflanze als Hilfsstoff um ihr Überleben zu sichern. So werden einige dieser Pflanzenstoffe von der Pflanze immer gebildet und andere wiederum nur durch einen äusseren Einfluss, wie beispielsweise durch einen Fressschaden.
Wir sehen also, dass diese Pflanzenstoffe eine bestimmte Funktion – zumindest in den meisten Fällen – in der Pflanze besitzen.
Man hat in der Wissenschaft festgestellt, dass diese Wirkstoffe auch der menschlichen Gesundheit förderlich sein können. Aber Achtung: Auch Gegenteiliges wird berichtet.
Als sekundäre Pflanzenstoffe bezeichnet man z.b. Phytoöstrogene, welche nicht in jedem Fall der Gesundheit dienlich sind.
Phytosterine wird wohl einigen auch einen Begriff sein. Sie waren vor einigen Jahren in diversen Margarine-Zubereitungen zu finden gewesen bzw. sind es heute noch immer. Die betreffende Produkte-Werbung allerdings war auch schon mal etwas aufwendiger.
Sie kommen reichhaltig in Sonnenblumensamen, Soja aber auch in Sesam vor. Ihnen werden positive Einflüsse auf die Blutfettwerte und Cholesterin nachgesagt. Es ist mir aber keine echte und verlässliche Studie bekannt, die das nachweist.
Die Kehrseite der Medaille sind aber durchaus berechtigte Einwände, dass zumindest hohe Dosen der Phytosterine eher zu negativen Effekten betreffend Blutfette, Cholesterin und Herzinfarkt-Gefahr führen können.
Polyphenole
Als separates Kapitel wollen wir die Polyphenole behandeln. Hier fasst man diverse Stoffe, wie Flavanoide zusammen.
Sie sind der aktuelle Liebling der Wissenschaft und Industrie. So gibt es diverse Studien, die eine gesundheitsfördernde Wirkung dieser Stoffe nachweisen. Die meisten Studien sind aber Tierstudien oder wurden sogar nur mit Zellkulturen durchgeführt.
Es ist daher schwierig zu beurteilen, inwiefern Extrakte diverser sekundärer Pflanzenstoffe genau auf den Körper wirken.
Die Pharmakokinetik dieser Stoffe ist unberechenbar und hängt von der aufgenommenen Menge des Stoffes ab. Weiterhin entscheidend ist auch ob sie einzeln oder im Verbund mit anderen sekundären Pflanzenstoffen zugeführt werden.
Das Polyphenol Quercetin beispielsweise ist in höheren Dosen toxisch und als isolierter Wirkstoff zugeführt besitzt es eine nachgewiesene mutagene Wirkung (JT MacGregor, L. Jurd: Mutagenicity of plant flavonoids: Structural requirements for mutagenic activity. In: Mutation Res 1978).
Wird es aber im Verbund mit anderen Pflanzenstoffen eingenommen, kehrt sich die Wirkung um 180 Grad um und es wirkt antimutagen (A. Dauer, P. Metzner, O. Schimmer: Proanthocyanins from the bark of Hammamelis virginiana exhibit antimutagenic properties against nitroaromatic compounds. In: Planta Med 1998).
Wir sehen also, dass es sich dabei um eine sehr komplexe Materie handelt, wo viel wissenschaftliche Arbeit bevorsteht.
Empfehlung
Sekundäre Pflanzenstoffe können uns gleichzeitig helfen und der Gesundheit förderlich sein. Sie können uns aber auch schaden.
Was nun?
Ganz einfach: Die Natur gibt es uns vor und liefert fixfertige Produkte in Form von Früchten, Gemüsen etc.
Solange wir uns ausgewogen ernähren, brauchen wir keine spezifischen sekundären Pflanzenstoffe zuzuführen. Wenn wir uns trotzdem dazu entscheiden um von einer spezifischen Wirkung zu profitieren, dann müssen wir uns genau informieren welchen Stoff wir zuführen.
Die Geldmacherei
Auch wenn uns sekundäre Pflanzenstoffe durchaus helfen können, nehmen wir diese ausreichend in natürlicher Form durch Früchte, Gemüse etc. zu uns.
Alle auf dem Markt angepriesenen Wunderprodukte dienen nur dazu den Geldbeutel der Hersteller zu füllen!
Fazit
Mikronährstoffe sind wichtig für eine optimale Stoffwechselfunktion.
Sekundäre Pflanzenstoffe nehmen wir im Verbund durch natürliche Lebensmittel auf und sorgen so für das richtige Verhältnis und Menge dieser Stoffe. Wir profitieren so von ihrer positiven Wirkung, ohne gesundheitliche Risiken einzugehen.
Wir brauchen eine ausgewogene Ernährung und ergänzen diese bei Bedarf mit Vitaminen und Mineralien, die bei Sportler in einzelnen Fällen höher liegen können.