Der Markt der Proteinriegel ist kaum überschaubar. Immer wieder drängen neue Produkte auf den Markt.
Seit einiger Zeit ist beispielsweise der Questbar besonders erfolgreich auf dem Markt vertreten, denn er soll besonders gesund sein.
Die verschiedensten Riegel klingen zu verlockend. Bestanden sie vor 10-15 Jahren noch aus einer klebrigen und trockenen Masse, schmecken sie heute teilweise besser als die klassischen “ungesunden“ Schokoriegel aus dem Supermarkt, mit den bekannten Namen der Grosskonzerne.
Die Werbung
Natürlich ist es auch bei den Proteinriegel wieder das geschickte Marketing, welche uns glaubhaft machen will, dass diese Produkte auch gesund sind und ohne schlechtes Gewissen in einer Diät gegessen werden können.
Sie werden angepriesen mit einem hohen Proteingehalt, was sicherlich ein positives Kriterium ist, da es sich schliesslich um Proteinriegel handelt.
Häufig findet man auch die Aufschrift “frei von Transfettsäuren“. Dies sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit darstellen. Transfettsäuren bilden sich vor allem beim zu starken Erhitzen von pflanzlichen Fettsäuren und ist gesundheitsschädlich, da es Krebs auslösen kann.
Damit zu werben ist unseriös, weil es schlichtweg eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
Zuckerfrei – auch hier wieder eine fiese Bezeichnung der Werbeindustrie. Zuckerfrei bedeutet in den meisten Fällen nichts weiter als frei von Haushaltszucker. Teilweise wird alternativ Fructose verwendet und gleich noch als gesunde Alternative bezeichnet, was er definitiv nicht ist. Ein zu hoher Fructose-Konsum ist der Gesundheit überhaupt nicht dienlich und fördert Insulinresistenzen etc. – natürlich erst im Dauergebrauch und höheren Menge eingenommen.
Low-Carb ist ein weiteres Schlagwort. Damit werden jene Riegel bezeichnet die wenig Kohlenhydrate enthalten bzw. wenig Kohlenhydrate mit einem signifikanten Einfluss auf den Blutzuckerspiegel.
Die Ersatzstoffe
Gerade Proteinriegel sind ein beliebtes Objekt, in welchem diverse Zuckerersatzstoffe verwendet werden.
Proteinriegel sollen neben einem hohen Proteingehalt auch lecker schmecken und dennoch möglichst wenig Kohlenhydrate bzw. Zucker enthalten.
Zu diesem Zweck wird der Zucker durch Süssstoffe und andere Zuckerersatzstoffe ersetzt.
In den meisten Fällen werden diverse Zuckeralkohole (Polyole) verwendet. Diese mehrwertigen Alkohole enthalten im Gegensatz zu Süssstoffen Kalorien.
Süssstoffe wie Aspartam, Sucralose, Cyclamat etc. sind frei von Kalorien und haben eine besonders starke Süsskraft. Sie werden in den meisten Proteinriegeln zusammen mit Polyolen verarbeitet.
Polyole wie Sorbit, Xylit, Isomalt sind Polyole und liefern Kalorien.
Hier ist es auch gerade an der Zeit mit der Verwirrung um die Begriffe aufzuhören. “Polyols“ ist englisch und bedeutet nichts weiter als Ballaststoffe. So handelt es sich bei all diesen Zuckerersatzstoffen um Ballaststoffe.
Ballaststoffe wiederum müssen streng genommen den Kohlenhydraten zugeordnet werden. Das hören die Hersteller dieser Proteinriegel natürlich nicht gerne.
Bis vor kurzer Zeit ging man auch noch davon aus, dass Ballaststoffe keine verwertbare Energie im menschlichen Körper liefern. Heute weiss man, dass sie zwischen ungefähr 1,5 – 2,4 Kalorien pro Gramm liefern.
Der niedrigere Energiegehalt und die meist insulinunabhängige Verwertung im menschlichen Körper sind die grossen Unterschiede im Vergleich zu den klassischen Zuckerarten wie Glucose.
Wir fassen also zusammen:
Polyole sind Ballaststoffe und Ballaststoffe sind Kohlenhydrate!
Die Inhaltsangaben
Je nach Riegel werden diese unterschiedlichen Bezeichnungen nun geschickt genutzt um gewisse Riegel als Low-Carb anzupreisen. So werden die mehrwertigen Alkohole bzw. Ballaststoffe in einigen Riegeln unter Kohlenhydrate aufgeführt. Um einen Riegel dann Low-Carb auszuweisen wird die Klassifizierung als Kohlenhydrate weiter aufgeschlüsselt in Zucker und Polyole. So bleibt der Zuckeranteil sehr tief, denn die Polyole werden einfach nicht mitgezählt.
So kann der Hersteller den Riegel als sehr zuckerarm anpreisen.
Andere Hersteller weisen die mehrwertigen Alkohole gleich separat aus als Ballaststoffe. So enthält der Questbar nur sehr wenig Zucker aber relativ viele Ballaststoffe.
Praxis
Das Problem bei diesen Polyolen ist ihre schlechte Verdaulichkeit. Ist die zugeführte Menge zu hoch kann dies zu Verdauungsproblemen führen. Diese wiederum bilden subkutanes Wasser, welches zu einem wässrigen Aussehen führen kann.
Hier gilt natürlich wiederum die Dosis macht das Gift.
Keiner dieser Riegel ist wirklich top in seinen Werten. Es gibt aber natürlich auch hier bessere Varianten.
Wir sollten auf alle Fälle darauf achten, dass er wenig Fett enthält. Unter 10g pro 100g sind ein akzeptabler Wert.
Ob wir dann einen Riegel mit einem hohen Anteil an klassischen Kohlenhydraten wählen oder lieber einen der “modernen“ Sorte hängt von der Zielsetzung und des Einnahmezeitpunkts ab.
Ein zuckerarmer Riegel ist während einer Diät sicherlich zu bevorzugen und kann auch mal als Zwischenmahlzeit verwendet werden.
Ein stark kohlenhydrathaltiger Riegel sollte eher nach dem Training oder als kurzfristiger Energielieferant vor dem Training verwendet werden.
Fazit
Wenn wir auf die beschriebenen Punkte achten, so können wir uns durchaus ab und zu mal einen Riegel gönnen. Da die Polyole nicht in jedem Fall gleich gut verdaut werden können, müssen wir darauf achten wie unser Körper darauf reagiert.
Für alle Wettkampfathleten gilt es sämtliche Proteinriegel spätestens einige Wochen vor einem Wettkampf vollständig aus dem Ernährungsplan zu streichen um keine mögliche Wasserspeicherung durch Verdauungsproblem mit den Polyolen zu provozieren.