Jeder Mensch ist ein Individuum, welches über ganz spezifische Eigenschaften verfügt.
Genauso unterschiedlich ist das Aussehen. Dies gilt auch für die Muskulatur. Einige Menschen verfügen über eine volle und pralle Muskulatur, andere wiederum haben eher längliche Muskeln.
Unabhängig davon hat jeder Muskel nebst der Ausprägung auch seine ganz unverkennbare Form, die teilweise nicht zu einem vorteilhaften und proportionierten Verhalten beiträgt.
Jeder von uns klagt über Schwächen, Muskeln die weniger stark ausgeprägt sind oder in ihrer Form nicht gefallen.
Muskelform vs. Muskelmasse
Wir müssen ganz klar unterscheiden zwischen einem unterentwickelten Muskel, welcher einfach über zu wenig Muskelmasse verfügt und seiner eigentlichen Form.
So hat wohl jeder von uns einen Muskel, den man als Schwäche bezeichnen kann und unterentwickelt ist. Durch gezieltes Training und spezifischen Fokus darauf, können wird den Muskelquerschnitt fördern und ihn besonders stark hypertrophieren lassen, damit er nicht mehr als Schwäche auffällt. Natürlich gibt uns die Natur gewisse Grenzen vor.
Ein Muskel mit einer unterdurchschnittlichen Anzahl und einem hohen Anteil an langsamen Muskelfasern wird viel weniger an Volumen gewinnen können, als ein in dieser Hinsicht in Sachen Genetik bevorteilter Muskel.
Ein ganz anderes Thema ist die Muskelform. Viele Trainierende hört man klagen, dass bestimmte Muskeln nicht die gewünschte Form aufweisen. Eine flache Brust ohne die beeindruckende hohe Wölbung im oberen Brustbereich sieht man häufig. Ein zwar breiter Rücken, aber ohne dicke Muskelbäuche und folglich fehlendem 3D-Effekt. Eine Bauchmuskulatur mit assymetrisch auftretenden Muskelabschnitten oder auch ein Bizeps, welcher ganz schmal wirkt und nicht das runde und breite Aussehen aufweist, wie man sich wünscht.
Was nun? Können wir da was ändern? Wir wissen alle, dass wir den Muskel durch hartes Training und richtiger Ernährung zum Dickenwachstum zwingen können und er so allgemein grösser wird.
Was ist aber mit der Form?
Die zwei Gesichter
Die Form eines Muskels können wir eigentlich nicht ändern, denn sie ist genetisch vorgegeben. Doch meistens handelt es sich um eine Muskelgruppe aus mehreren Muskeln, die zusammen im Verbund das Aussehen definieren. Das beste Beispiel ist der Rückenmuskel. Er besteht aus viel mehr Muskeln als dem allgemein bekannten Latissimus dorsi, dem breiten Rückenmuskel. Typische Übungen wie Lat-Zug trainieren hauptsächlich den breiten Rückenmuskel. Verändern wir aber die Winkel aus welchen wir ihn trainieren, werden alle rundherumliegenden Muskeln unterschiedlich stark oder überhaupt erst trainiert.
Darüber hinaus gibt es auch Muskeln mit mehreren Muskelköpfen. So besteht der Bizeps aus zwei unterschiedlichen Muskelköpfen, die zwar bei jeder Kontraktion des Oberarmmuskels beansprucht werden, aber je nach Winkel unseres Handgelenkes unterschiedlich stark. Das heisst also, wenn wir immer nur Bizepscurls auf die gleiche Art und Weise trainieren, dann beanspruchen wir nicht beide Köpfe gleich stark und einer wird im Vergleich zum anderen eher unterentwickelt sein.
Auch bei der Brustmuskulatur kann man dieses Prinzip wieder sehen. Der Brustmuskel ist zweigeteilt in die untere und obere Brustmuskulatur. Hier möchte ich auch gleich anmerken, dass es keine Teilung zwischen der äusseren und inneren Brustmuskulatur gibt.
Wir können also je nach Trainingswinkel die untere oder obere Brustmuskulatur unterschiedlich stark belasten. Trainieren wir ausschliesslich mit Übungen auf gerader Bank, dann wird der obere Brustmuskel unter Umständen nicht völlig ermüdet und entwickelt sich nicht synchron mit.
Die Praxis
Wir sehen also, dass es unterschiedliche Gründe und Möglichkeiten gibt das Aussehen eines Muskels zu beeinflussen und dies umso mehr wenn es sich dabei um eine Muskelgruppe handelt.
Achtet darauf eure Muskeln aus so vielen unterschiedlichen Trainingswinkeln zu bearbeiten wie es nur möglich ist. Bereits Arnold Schwarzenegger machte sich dies zunutze und dankt seine unglaubliche Entwicklung der Brustmuskulatur nebst einer ausserordentlich guten Genetik, einer grossen Anzahl Übungen aus unterschiedlichen Winkeln.
So trainierte er selbstverständlich die obere und gesamte Brustmuskulatur mit Bankdrücken in unterschiedlichen Winkeln und führte häufig Schrägbankdrücken aus.
Daneben tat er dies auch mit Isolationsübungen wie Fliegenden. So wechselte er auch hier den Winkel. Heute haben wir so viele Maschinen zur Verfügung, die uns erlauben unsere Muskeln aus den unterschiedlichsten Winkeln zu bearbeiten. Nutzt diese Möglichkeiten aus.
Auch Überzüge gehören in ein gutes Brust-Workout mit rein.
Die Rückenmuskulatur ist das beste Beispiel wo man sagen kann: Mehr ist mehr! Je vielfältiger die Übungen sind, desto mehr Muskeln und Muskelfasern werden beansprucht.
Trainiert Lat-Zug nicht nur mit dem allseits bekannten breiten Griff. Nein, wechselt auch immer wieder auf einen engen Griff und greift die Stange auch mit nach vorne gerichteter Handflächen, dem sogenannten reversen Griff.
Bewegungen aus komplett anderer Position wie aufrechtes Rudern bringen wieder andere Muskeln ins Spiel.
Jeder kennt das Gefühl beim Wechsel einer Übung in seinem Trainingsplan am nächsten Tag verstärkten Muskelkater zu verspüren. Man hat nicht härter trainiert, sondern nur eine Übung ausgetauscht.
Der verstärkte Muskelkater ist nur darauf zurückzuführen, dass andere kleine Muskeln und Muskelfasern beansprucht wurden.
Warum diese Muskeln nicht in jedem Training mit trainieren?
Versucht die Anzahl Sätze zu reduzieren und dafür eine höhere Übungsvielfalt einzubauen. Ihr könnt so die Muskelform in einem gewissen Masse beeinflussen und baut plastischer wirkende Muskelgruppen auf.
Fazit
Die eigentliche Muskelform lässt sich nicht verändern, aber durch gezieltes Training der diversen einzelnen Muskeln und Muskelköpfe wirkt eine Muskelgruppe je nach Art des Trainings unterschiedlich.
Daher kann man sagen, dass die Art der Übungen bis zu einem gewissen Grad das Aussehen einer Muskelgruppe beeinflussen können.