Als Calipometrie bezeichnet man die Bestimmung des Körperfettanteils mittels der Messung der Hautfalten.
Hierbei kommt der sogenannte Caliper zum Einsatz. Es handelt sich um eine Art Zange womit man die Hautfaltendicke messen kann.
Die Calipometrie ist eine Wissenschaft mit sehr unterschiedlichen Ansichten und Berechnungsmethoden.
Ihr erfahrt in diesem Blog wie ihr den Caliper richtig anwendet. Wir zeigen euch aber auch die Grenzen der Calipometrie und damit den sinnvollen Einsatzzweck wie auch die Problematik bei der Berechnung des absoluten Fettanteils durch diverse Formeln.
Der Körperfettanteil
Wie bereits im vorherigen Blog Der Körperfettanteil: Mythen, Fakten und Messmethoden beschrieben, gibt es unterschiedliche Methoden zur Bestimmung des Körperfettanteils. Bei allen Methoden wird ein prozentualer Wert gemessen und/oder berechnet.
Bei der Calipermessung geschieht das anhand einer Messung diverser Hautfalten an unterschiedlichen Stellen am Körper und einer anschliessenden Berechnung mit Hilfe einer Formel und der Eingabe weiterer Faktoren wie Alter, Geschlecht und bei einigen Formeln auch dem Körpergewicht.
Die Messung der Hautfaltendicke mit Hilfe des Calipers ist eine sehr genaue Methode und – im Gegensatz zu anderen Methoden – nur unwesentlich von anderen Faktoren, wie unterschiedlichem Flüssigkeitshaushalt beeinflusst.
Wir haben damit also eine Messtechnik zur Verfügung, mit welcher wir Veränderungen des Körperfettanteils sehr genau messen können.
Dies ist ein riesiger Vorteil der Calipometrie.
Die anschliessende Berechnung des absoluten prozentualen Körperfettanteils anhand von diversen Formeln hingegen ist leider ziemlich ungenau, da diese Formeln eine Hochrechnung des Körperfettanteils auf den ganzen Körper berechnen. Hierzu wird immer die Summe sämtlicher Messfalten mit einbezogen. Sofern die Fettverteilung gleichmässig bzw. geschlechterspezifisch typisch ist, dann ist der absolute Wert des Körperfettanteils relativ genau.
In vielen Fällen aber weicht der berechnete Wert des Körperfettanteils von der Messung mit der Referenzmethode (Hydrodensitometrie) ab. Insbesondere auch weil das Organfett nur ungenügend mit einberechnet wird.
Sofern wir diesen Wert aber nicht als absoluten Körperfettanteil betrachten, sondern vielmehr die Veränderung der Gesamtsumme sämtlicher Messfalten ansehen, halten wir mit der Calipometrie eine sehr genaue Messmethode in der Hand.
Die Calipermessung ist zur Feststellung eines Trends des Körperfettanteils die beste Methode.
Wir werden euch aber trotzdem zwei Methoden zur Berechnung des absoluten Körperfettanteils in Prozent vorstellen.
Der richtige Caliper
Es gibt unterschiedliche Caliper Modelle auf dem Markt. Günstige Modelle aus Plastik, bis hin zu professionellen Calipern für mehrere hundert Franken bzw. Euro. Die teuren Modelle werden auch in medizinischen Praxen verwendet.
Für unseren Zweck reicht aber ein einfacher Caliper aus. Meine Erfahrung zeigt, dass diese ein ähnlich genaues Resultat liefern wie die teuren Modelle.
Richtig messen
Wichtig ist, dass die Messung von einer zweiten Person durchgeführt wird. Eine Messung am eigenen Körper bringt kein zufriedenstellendes Resultat zutage bzw. ist an einigen Orten gar unmöglich selbst auszuführen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist immer die gleiche Person die Messung ausführen zu lassen. Mit ein bisschen Übung geht die Messung leicht von der Hand.
Der Caliper wird in die Hand genommen, mit der anderen Hand wird die zu messende Falte gehoben. Dazu Daumen und Zeigefinger im Abstand von ca. 5-7 cm über die zu messende Stelle legen, dann Haut ergreifen und die Falte hochziehen. Nun Caliper an der Falte ansetzen und langsam zudrücken. Die meisten Caliper haben einen Druckpunkt oder eine Feder die den richtigen Druck erzeugen. Ist dies der Fall lesen wir den Wert ab und notieren in.
Wir messen nun die Hautfaltendicke an allen Stellen, die wir für unsere Methode benötigen.
Die Messfalten
Auf dem Bild entnehmt ihr die genauen Positionen der Messfalten am Körper:
Brustfalte: In der Mitte zwischen Brustwarze und Achselansatz diagonal messen.
Bauchfalte: Zwei Zentimeter neben dem Bauchnabel vertikal messen.
Beinfalte: In der Mitte zwischen Kniescheibe und Hüftknochen vertikal messen
Hüftfalte: Oberhalb des Ende vom Hüftknochen diagonal messen.
Achselfalte: Unterhalb des Brustmuskelansatzes am Achselansatz vertikal messen.
Trizepsfalte: In der Mitte zwischen Schulterknochen und Ellenbogen auf dem Trizeps vertikal messen.
Rückenfalte: Zwischen der Spitze des Schulterblattknochens und der Wirbelsäule diagonal messen.
Die verschiedenen Methoden
Es gibt alle möglichen Messmethoden und Formeln. Von der 2-Punkte bis zu der 9-Punkte Methode. Ich verwende in der Praxis meistens die 7-Punkte Methode, da hier relativ viele Messfalten mit einbezogen werden und wir so die kleinsten Veränderungen feststellen können. Die Berechnung des Körperfettanteils mit der dazugehörenden Formel (Jackson-Pollock) gibt gerade bei der Formel für den Mann etwas tiefe Werte raus.
Eine sehr einfache Methode ist die 3-Punkte Methode, die mit Hilfe eines Nomogrammes einfach den Körperfettanteil bestimmen lässt.
Wollt ihr ohne grossen Aufwand einfach mal euren Körperfettanteil bestimmen, dann probiert doch diese Methode aus.
Wollt ihr hingegen eine möglichst genau Dokumentation eurer körperlichen Veränderung haben, dann nehmt die 7-Punkte Methode und haltet euch nicht zu stark an den berechneten Wert, sondern schaut nur auf die Veränderung der einzelnen Messfalten und der Gesamtsumme deren.
3-Falten Methode
Diese Methode (Baum, William B. ; Baun, Michelle R.; Peter B.: A Nomogramm For The Estimate Of Percent Body Fat From Generalized Equations in Research Quarterly For Exercise And Sport 1981, Vol 52, No. 3, Seite 380-384) ist praxisgemäss genauer als andere 3-Punkte Methoden, da hier auch der Oberschenkel mit berücksichtigt wird.
Messfalte Männer: Brust, Bauch, Oberschenkel
Messfalte Frauen: Trizeps, Oberschenkel, Hüfte
Nach der Messung gemäss oben beschriebener Technik könnt ihr mit Hilfe des Lebensalters euren Körperfettanteil auf dem unten abgebildeten Nomogramm durch Ziehen einer geraden Linie zwischen dem Lebensalter und der Summe der Hautfaltenmessungen ablesen.
7-Falten Methode
Hier werden die untenstehenden Messfalten gemessen und addiert. Mit Hilfe der ebenfalls untenstehenden Formeln kann der Körperfettanteil berechnet werden.
Messfalten Frauen und Männer: Brust, Rücken, Achsel, Trizeps, Bauch, Hüfte, Oberschenkel
Für Männer:
S = Summe der sieben Falten
A = Alter in Jahren
d = 1.112 – 0.00043499*S + 0.00000055*S² – 0.00028826*A
Fett [%] = 495 / d – 450
Quelle: Jackson und Pollock: Generalized equations for predicting body density of men. Artikel in: British Journal of Nutrition, Ausgabe Nr. 40 (November 1978), Seiten 497 bis 504.
Für Frauen:
S = Summe der sieben Falten
A = Alter in Jahren
d = 1.0970 – 0.00046971*S + 0.00000056*S² – 0.00012828*A
Fett [%] = 495 / d – 450
Quelle: Jackson, Pollock und Ward: Generalized equations for predicting body density of women. Artikel in: Medicin and Science in Sports and Exercise, Ausgabe Nr. 12(3) (1980): Seiten 175 bis 182.
Die Interpretation
Wie bereits mehrfach erwähnt ist der berechnete Körperfettanteil nicht in jedem Fall genau. Die Summe der Hautfalten hingegen schon.
Ich empfehle daher den Einsatz des Calipers nur zur Messung der Hautfalten und nicht zur Berechnung eines Körperfettanteils in Prozent. Zur Feststellung des Trends ist der Caliper das Mittel der Wahl.
Durch die sehr genaue Messung mit dem Caliper können wir somit kleinste Veränderungen des Körperfettanteils messen und dementsprechend die Ernährung anpassen, sollten wir in der Diät keine weitere Reduktion der Hautfaltendicke und damit des Körperfettes erzielen.
Das Gleiche gilt auch für die Zielsetzung Aufbau, wo wir mit der Hautfaltenmessung ein hervorragendes Mittel haben um festzustellen ob es sich bei der dazugewonnenen Masse um Muskeln oder Fett handelt.
Setzt den Caliper genauso wie die Waage als Kontrollinstrument in eurer Protokollierung der Fortschritte ein.