Schon immer in der Geschichte gab es zwei Fronten. Nämlich jene der Wissenschaftler und jene der Praktiker.

Nicht anders ist es in der Welt des Bodybuilding- und Fitnesssports. Aufgrund mangelnden Interesses der Wissenschaft in früheren Jahren dominierten lange Zeit die reinen Erfahrungen in der Praxis.

In anderen Sportarten wie der Leichtathletik wurde – auch aufgrund des grossen Prestiges – intensiv wissenschaftlich geforscht um beispielsweise die Trainingsmethodik zu verbessern.
Im Bodybuilding wurde viel instinktiv und durch Erfahrungen zu Tage gebracht. Teilweise führten diese Praxiserkenntnisse wiederum zu neuen Forschungsansätzen in der Wissenschaft.
Eine zu starke Konzentration in eine Richtung kann unser mögliches Potential einschränken. Der sture Fokus auf die Wissenschaft kann unser Training und Ernährung verkomplizieren, während wiederum eine völlige Ignoranz der wissenschaftlichen Erkenntnisse unsere Fortschritte ausbremsen können.

Eine gesunde Mischung zwischen den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den praktischen Erfahrungen gepaart mit gesundem Menschverstand erweist sich in der Umsetzung als richtigen Weg.

Die Wissenschaft

„Wissenschaft ist die Erweiterung des Wissens durch Forschung, seine Weitergabe durch Lehre, der gesellschaftliche, historische und institutionelle Rahmen, in dem dies organisiert betrieben wird, sowie die Gesamtheit des so erworbenen Wissens. Forschung ist die methodische Suche nach neuen Erkenntnissen sowie ihre systematische Dokumentation und Veröffentlichung in Form von wissenschaftlichen Arbeiten. Lehre ist die Weitergabe der Grundlagen des wissenschaftlichen Forschens und die Vermittlung eines Überblicks über das Wissen eines Forschungsfelds (den sogenannten aktuellen Stand der Forschung).“

So lautet die Definition der Wissenschaft (Quelle: Wikipedia). Für viele ist die Wissenschaft ein rotes Tuch. Meist kommt diese unbegründete Angst daher, dass sie teilweise nur schwer zu verstehen ist und die Umsetzung in der Praxis den meisten unklar erscheint.

Viele Dinge in unserem Leben werden allerdings durch die Wissenschaft beeinflusst. Die richtige Interpretation der wissenschaftlichen Erkenntnisse und die praxistaugliche Umsetzung stellt viele vor eine Herausforderung.

Die Gefahr

Daraus entsteht die Gefahr, dass wissenschaftliche Erkenntnisse und medizinische Grundlagen zu einem falschen Konzept zusammengeschnürt werden.

Jeden Tag werden wissenschaftliche Arbeiten und Studien veröffentlicht, welche einen Haufen Dinge beweisen möchten. So entsteht für praktisch jede Fragestellung eine passende Antwort. Jede Studien besitzt ein sogenanntes Studiendesign. Eine bestimmte Annahme geht einer Studie voraus, worin eine gewisse Anzahl Probanden die entweder beweisen oder widerlegen soll. Die Aussagekraft einer Studie hängt von der Komplexität der Fragestellung und der Anzahl der Probanden im Wesentlichen ab.

Wenn wie beispielsweise das Muskelaufbaupotential durch die Zufuhr einer bestimmten Proteinart bestimmen wollen und dieses im Vergleich stellen wollen, lassen wir eine bestimme Probandenzahl das ein und eine andere Gruppe das andere Protein einnehmen. Die restlichen Bedingungen müssten möglichst gleich sein. Dies wären beispielsweise die Art des Trainings, die Ernährung im Allgemeinen und konsequenterweise auch die Genetik der Probanden.

Letzteres ist unmöglich zu realisieren, da wir für diesen Zweck einen Haufen Klone einsetzen müssten. Führen wir nun Studien mit einer kleinen Anzahl Probanden durch, kann diese schon nur aus diesem Grund kein aussagekräftiges Resultat liefern.

Eine Aussage kann nur dann getroffen werden, wenn wir diese Unsicherheitsfaktoren möglichst gänzlich ausschliessen und durch eine Vielzahl von Studien gesichert werden können
Eine andere Gefahr ist das falsche Verständnis der medizinischen Grundlagen. Ein klassisches Beispiel ist die Annahme, dass eine Insulinausschüttung dick machen würde und man deshalb Kohlenhydrate möglichst vermeiden sollte.

Hier liegt ein grundsätzlich falsches Verständnis vor. Das Problem ist aber die dadurch entstehende Gefahr.

Ein sogenanntes Dogma entsteht. Durch dieses falsche Verständnis werden Konzepte entwickelt die gewisse gesundheitliche Risiken beinhalten. Viele Wunderdiäten nützen dies aus und stützen ihre Rechtfertigung auf eine falsche Interpretation von Studien und Unkenntnis der medizinischen Literatur.

Die Praxis

Kommen wir auf die Praxis zu sprechen. In den vielen Jahrzehnten des Bodybuilding- und Fitnesssports haben sich viele Mythen, aber auch berechtigte Annahmen entwickelt.

Ein klassisches Beispiel ist das Thema Milchprodukte. Einige vertreten die Meinung sie würden zu einer subkutanen Wasserspeicherung führen, andere wiederum halten dies für völligen Humbug.
Hier muss man sich auf die eigene Praxiserfahrung verlassen, denn es gibt tatsächlich Fälle wo Milchprodukte scheinbar zu einer Wassereinlagerung führen. Die Wissenschaft liefert darauf aber keine Antwort.

Man kann daher nur gewisse Vermutungen anbringen und beispielswiese ein unterschiedlich starkes Aufkommen des Laktase-Enzyms für eine mögliche Wasserspeicherung verantwortlich machen. Wird Laktose nicht vollständig aufgespalten, kann dies zu leichten bis schweren Verdauungsstörungen führen, welche wiederum zu einer Speicherung von subkutanem Wasser führt.

Wollen wir ein mögliches Risiko ausschliessen und scheuen die eigene Erfahrung damit, müssen wir konsequenterweise auf Milchprodukte verzichten. Ob dies dann wirklich der sinnvolle Weg ist, sei aber dahingestellt.

Fazit

Wir müssen lernen unsere Welt nicht komplizierter zu machen als sie ist, aber gleichzeitig auch die Augen vor wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht verschliessen.

Nicht auf jedem Hype muss gleich mitgeritten werden. Hinterfragt kritisch die verschiedenen Meinungen und sorgt für eine gesunde Basis eurer Ernährung und Trainings.
Seid offen für neue Erkenntnisse, aber wirft nicht gleich von Beginn weg euer ganzes Konzept über den Haufen.

Die Konsequenz und Linientreue sind das Erfolgsrezept Nr. 1. Bleiben die Fortschritte aus ist es allerdings an der Zeit sein Konzept zu überdenken.

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