Alle Jahre wieder oder so ähnlich könnte man die Beiträge über Anabolika im Fitness- und Bodybuildingsport bezeichnen. Ich frage mich immer wieder wozu diese Beiträge dienen sollen. Sind sie wirklich dafür gedacht Menschen vom Konsum leistungsfördernder Medikamente abzuhalten?
Das Video findet ihr hier.
Nein, wage ich zu behaupten, denn wäre dies wirklich die Intention für einen Beitrag im Fernsehen, dann müsste der Weg vom gängigen Muster dieser Sendungen wegführen. Sie sind nämlich immer gleich aufgebaut. Der Moderator kündigt die Sendung in rhetorisch perfekter bildlicher Sprache an, dann folgt eine kurze Einführung in die Thematik, welche sowieso lautet: “Anabolika ist böse und jeder mit mehr Muskeln ist verdächtig diese zu konsumieren…”. Um dieses Bild zu unterstreichen wird immer eine schlimme Geschichte, in diesem Fall sogar der tragische Tod eines Menschen dazu in den Raum gestellt um das ganze so krass wie möglich darzustellen.
Als ich die Sendung sah, dachte ich mir: “Nicht schon wieder…”. Kein Jugendlicher lässt sich durch diese einfachen Geschichten vom Konsum abhalten, schon gar nicht wenn ihre Vorbilder auch Anabolika konsumieren. Hier ist der Knackpunkt: VORBILDER!
Der einzige Weg Jugendliche vom Konsum von Anabolika fernzuhalten, sind entsprechende Vorbilder, welche wirklich für den dopingfreien Sport einstehen. Genauso ist es die Aufgabe der Coaches richtig darüber zu informieren und die Einnahme solcher Substanzen im Hobbybereich abzulehnen.
Hobbybereich… Ein weiteres Stichwort: Die Einnahme von leistungsfördernden Medikamenten birgt ein Risiko, welches je nach Substanz kleiner oder grösser ist. Im Spitzensport sind sie aber nicht wegzudenken, egal was wer auch immer behauptet. So waren in den 70er- und 80er-Jahren Anabolika massiv im Einsatz, man denke an die Fabelweltrekordzeiten in der Leichtathletik, welche bis zum heutigen Zeitpunkt bestehen. Der 100m Weltrekord der Frauen wird wohl fast bis in die Ewigkeit bestehen.
Anabolika sind heute leicht nachweisbar, was aber nicht heisst, dass nicht mehr gedopt wird. Heute sind es die Peptidhormone, welche sicherstellen, dass der Zuschauer weiterhin seine Rekorde im Sport zu sehen bekommt. Wachstumshormone, EPO-Analoga etc. sind nur mit höchstem Aufwand nachweisbar. Auf Insulin zur Leistungssteigerung wird schon gar nicht getestet. Es gibt locker 30-40 leistungsfördernde Substanzen in der von mir angesprochenen Kategorien. Ein dopingfreier Sport ist Illusion. Oftmals sind es sogar die legalen Medikamente im Profisport, welche zu gesundheitlichen Problemen führen. Der Schmerzmittelmissbrauch ist nämlich enorm!
Es ist daher wichtig aufzuklären über die möglichen Folgewirkungen durch die Einnahme von leistungsfördernden Medikamenten. Niemand stirbt einfach so nach der Einnahme von Anabolika. Aber es bestehen Gefahren, die durch die Anwendung dieser Substanzen aufkommen können. Schädigungen des Herzens durch erhöhten Blutdruck, Verschlechterung der Bluttfettwerte und eine Herzwandverdickung bestehen.
Man muss die Kirche im Dorf stehen lassen: Anabolika sind ungesund, aber bringen dich nicht einfach so um. Dennoch sollte diese Frage gar nicht im Zentrum stehen, sondern die Liebe zum Bodybuildingsport. Das harte Training und das disziplinerte Essverhalten sind Eigenschaften, die den Sport ausmachen. Junge Menschen Freitag spätabends trainieren zu sehen erfüllt mich mit einem viel besseren Gefühl, als jene Jugendliche auf dem Heimweg besoffen durch die Strasse ziehen zu sehen.
Bodybuilding- und Fitness ist Mode und das ist gut so! Denn ich sehe es viel lieber, dass sich Menschen Gedanken machen um ihren Körper, sich gesund ernähren und Disziplin an den Tag legen. Viel lieber als betrunkene und drogenkonsumierende junge Menschen, welche am Folgetag von ihren Eltern aus der Ausnüchterungszelle der Polizei abgeholt werden müssen.
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