Immer wieder lesen wir von Wunderdiäten, die uns helfen sollen innerhalb kurzer Zeit möglichst viele Pfunde zu verlieren.
Im Moment scheint gerade die HCG-Diät wieder an Popularität zu gewinnen. Sie ist auch als Hollywood-Diät bekannt, das einige sehr bekannte Prominente aus der Filmbranche mit Hilfe dieser Diät angeblich sehr erfolgreich ihr Übergewicht reduzieren konnten.
Da für unsere Leser nur das Beste gut genug ist, wollen wir uns diese Diät mal genauer anschauen und ihr Potential und Gefahren genau unter die Lupe nehmen.
Die Geschichte
Es existieren verschiedene Varianten der HCG-Diät. Sie alle ähneln sich aber sehr und unterscheiden sich nur in Nuancen und vor allem in der Art des “Zaubermittels“ HCG voneinander. Doch dazu später mehr.
Die Geschichte der HCG-Diät beginnt in den 50er Jahren. Der amerikanische Arzt Dr. Simeons hat sie entwickelt und in seiner Privatklinik an diversen Personen angewandt.
Schnell gab es viele Erfolgsmeldungen und andere sprangen auf den Zug auf und eröffneten ebenfalls Privatkliniken oder HCG-Programme in irgendeiner Form.
Das Hormon HCG
Im Zentrum der Diät steht nebst der angepassten Ernährung das Hormon Chorion Gonadotropin (HCG). HCG ist das sogenannte “Schwangerschaftshormon“. Jenes Hormon das bei einer Schwangerschaft in den ersten paar Wochen vermehrt ausgeschüttet wird. Es dient auch als Indikator bei den Schwangerschaftstests, welche die erhöhte Konzentration im Urin nachweisen und so Auskunft über eine mögliche Schwangerschaft geben können.
Als Medikament wird es verwendet um die Fruchtbarkeit bei Frauen zu erhöhen, obwohl die heute nicht mehr zeitgemäss ist und bei Männern um einer Hoden-Atrophie (Hodenschrumpfung) entgegenzuwirken.
Dr. Simeons hat in den Anfängen HCG verwendet um depressive Stimmungen und Lustlosigkeit zu behandeln. Er bemerkte dann angeblich eine Gewichtsreduktion bei seinen Patientinnen.
HCG als Medikament erscheint als weisses Pulver, welches kurz vor Anwendung in Wasser aufgelöst und injiziert wird.
Sobald HCG angemischt wird, muss es innerhalb weniger Tagen aufgebraucht werden da es in Wasser nicht lange stabil bleibt.
Welche fettverbrennende Wirkung besitzt HCG?
Die Anbieter der HCG-Diät versprechen schier Unglaubliches. Man soll durch die Einnahme von HCG weniger Appetit haben, schnellerer Stoffwechsel und eine bessere Mobilisation des Körperfetts erreichen. Darüber hinaus werden spezifisch die Hormone an den Problemzonen bekämpft.
Kann das wirklich sein?
Natürlich haben Hormone einen extremen Einfluss auf unseren Körper. Ein höheres Aufkommen der männlichen Sexualhormone unterstützt die Körperkomposition positiv.
Es gibt einige Untersuchungen der Blutparameter diverser Patienten und hier konnte tatsächlich eine signifikante Erhöhung sämtlicher männlicher und weiblicher Sexualhormone nachgewiesen werden.
Das echte Hormon HCG beeinflusst also tatsächlich die Hormonkonstellation im Körper positiv. Mal abgesehen von der Erhöhung des Östrogenspiegels.
Nur leider ist die Geschichte hier nicht zu Ende und die anfängliche Freude unberechtigt.
Die Ernährung
Das Hormon HCG ist eben nur ein Element in der Geschichte.
Wie bereits erwähnt gibt es diverse Ableger der HCG-Diät. Allesamt geben aber vor nur 500 Kalorien täglich zuzuführen.
Richtig gehört: Nur 500 Kalorien täglich!
Bereits hier sollten jedem seriösen Arzt und Ernährungsberater sämtliche Alarmglocken ganz laut zu läuten beginnen.
Die Nahrungsmittelauswahl beschränkt sich auf ausschliesslich fettfreie Lebensmittel. Kleinste Mengen Fleisch oder Fisch, Gemüse und wenig Früchte werden gegessen.
Ausserdem soll sogar Fett in Form von Lippenstiften, Fettcremes für die Haut etc. vermieden werden.
500 Kalorien sind sehr, sehr wenig und rufen im Körper relativ schnell eine hormonelle Reaktion hervor.
Auch wenn wir durch die Injektion von HCG gewisse Hormone leicht erhöhen und damit die Fettverbrennung fördern, so müssen wir doch nachteilige Effekte auf das Appetithormon Leptin befürchten.
In einer Schwangerschaft steigt die Insulin- und Leptinresistenz an um den Appetit zu erhöhen, damit die werdende Mutter genügend Nahrung zu sich nimmt.
Ein Absinken des Leptin-Aufkommens, welches wohl durch HCG gefördert wird, führt zu einer Verlangsamung des Stoffwechsels. Eine derart starke Kalorienreduktion verstärkt diese weiter.
Der Jojo-Effekt ist damit vorprogrammiert.
Nicht bei jedem Menschen reagiert der Körper gleich schnell mit einer Verlangsamung des Stoffwechsels, aber gerade bei übergewichtigen Menschen ist dies in den meisten Fällen leider sehr schnell der Fall.
Eine Ernährung mit 500 Kalorien ist weder gesund, noch einer langfristigen Gewichtsreduktion förderlich.
Ein interessanter Artikel zu Leptin:
Mit 500 Kalorien täglich reduziert JEDER kurzfristig sein Gewicht!
Durch diese krasse Kalorienrestriktion kommen auch die unglaublichen Erfolgsmeldungen zustande. In den allermeisten Fällen sind diese Kilos nach Beendigung der HCG-Diät wieder drauf und ein paar Extra-Kilos gleich mit dazu, infolge des negativen Einfluss auf den Leptinspiegel.
Der Betrug
Da HCG verschreibungspflichtig ist und nur durch Ärzte abgegeben werden darf, haben windige Geschäftsleute Alternativ-Präparate auf den Markt gebracht, die entweder angebliches HCG in oraler Form oder sogenannte Vorstufen von HCG enthalten sollen.
Hier hört der Spass auf! Bei diesen Präparaten handelt es sich um nichts anderes als Betrug!
Man kann die angeblichen HCG-Präparate in zwei Klassen einteilen:
Homöopathie
Dabei handelt es sich um unwirksame Kleinstmengen von HCG. In der Homöopathie werden einfach gesagt echte Substanzen dieser Erde mit Wasser mehr oder weniger unendlich verdünnt, bis kein Wirkstoff mehr nachweisbar ist. Je stärker die Verdünnung, desto potenter die Wirkung im Glauben der Homöopathier-Anhänger.
Diese Präparate enthalten also nur Wasser ohne nachweisbare wirksame Substanz.
Selbst wenn Präparate in oraler Form (Globulis, Tropfen, Tabletten) echtes HCG als Wirkstoff enthalten würden, dann wären die im Körper gar nicht wirksam. Es ist oral kaum bioverfügbar, das bedeutet der Körper baut es einfach in unwirksame Metaboliten ab.
HCG besitzt nur eine Wirkung in Spritzenform (intramuskulär oder subkutan). Orale Präparate sind in jedem Fall unwirksam.
Vorstufen
Die zweite Gruppe sind die sogenannten Vorstufen. Sie werden meistens in Tropfenform angeboten und enthalten nichts weiter als stinknormale Vitamine und Aminosäuren.
Meistens werden sie im Gegensatz zur Homöopathie zu noch viel höheren Preisen angeboten. Prädikat unwirksam hoch zwei!
Es gibt aber tatsächlich Vorstufen die eine erhöhte Produktion des HCG-Hormons im Körper hervorrufen. Es handelt sich dabei aber genauso um Medikamente, die wiederum verschreibungspflichtig sind und in Spritzenform dargereicht werden.
Zwischenfazit
Sämtliche orale Präparate sind absolut unwirksam und dienen nur dem Zweck den Anbieter reich zu machen!
Fazit
HCG als echtes Medikament in Spritzenform besitzt einen Einfluss auf andere Hormone wie Testosteron, Östrogen etc. und kann damit in der Tat eine positive Beeinflussung der Fettverbrennung hervorrufen.
Gerade Frauen mit einem schlechten Hormonprofil, also einem Mangel an Testosteron und dementsprechend einer übermässigen Fettspeicherung könnten von einer HCG-Applikation profitieren (Spritzenform). Da heute aber andere Präparate zur Beeinflussung des Testosteronspiegels bei Frauen zur Verfügung stehen und diese beim Facharzt erhältlich sind, erübrigt sich der Umweg über HCG.
Finger weg von der HCG-Diät!
In den allermeisten Fällen kommen nur orale Präparate zum Einsatz die sowieso uniwirksam sind. Die massive Kalorienrestriktion auf 500 Kalorien schadet dem Stoffwechsel und der Jojo-Effekt ist in den allermeisten Fällen vorprogrammiert.
HCG ist eine der schlechtesten Diätformen mit einem grossen Risikopotential! Erfolgsgeschichten von Hollywoodstars haben meistens einen anderen Hintergrund und sind auf den Einsatz weiterer oder überhaupt anderer Medikamente zurückzuführen.
Lernt richtig zu essen, genug zu essen und intensiv Sport zu treiben.
Dann stellen sich die Erfolge ein. Sollten sie dennoch ausbleiben liegt eine körperliche Insuffizienz vor, wie defizitäre Hormonspiegel und können durch Fachpersonen behandelt werden.