Wahrscheinlich haben einige schon von Myostatin gehört.

Immer wieder tauchen Geschichten darüber auf, wonach einige Menschen und Tiere ein extremes, ja sogar ungebremstes Muskelwachstum aufweisen.

Weltberühmt sind auch die Rinder mit schier endlosen Muskelbergen, wie auch gezüchtete Hunde die ab und an in Artikeln in diversen Medien auftauchen.

Doch was ist Myostatin genau und können wir es irgendwie beeinflussen?

Myostatin

Als Myostatin bezeichnet man ein Gen, welches das Myostatin-Protein produziert, welches wiederum dafür sorgt, dass das natürliche Muskelwachstum im menschlichen Körper reguliert. Somit wird ein übertriebenes Muskelwachstum verhindert.

Heute weiss man, dass einige Menschen kein vollständiges Myostatin-Gen aufweisen und dadurch ein enormes Potential zum Muskelwachstum haben.

Da stellt sich natürlich sofort die Frage, ob es nicht möglich wäre das Myostatin zu beeinflussen?

Die Forschung

Gerade Menschen mit Erkrankungen der Muskel- und Nervenzellen, würden enorm profitieren von einem Medikament, welches die Produktion von Myostatin unterbinden oder reduzieren könnte.

Natürlich läge auch der Missbrauch im Sport nicht weit weg, wie es immer bei der Entwicklung von Medikamenten der Fall ist.

Aktuell werden einige Myostatin-Antagonisten in klinischen Studien getestet. Einige dieser Studien wurden abgebrochen, aufgrund mangelnden Erfolges.

Dies wohl wegen der unspezifischen Wirkung dieser Substanz. Neuere Ansätze und Wirkstoffe scheinen hier erfolgreicher zu sein.

Doch dabei handelt es sich um Doping und folglich verbotene Substanzen und Methoden.

Daher wollen wir uns hier nicht weiter aufhalten und nach Möglichkeiten schauen, womit wir unsere Myostatin-Aktivität auf natürliche Art und Weise beeinflussen können.

Leucin, HMB und Creatin

Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2014 zeigt eine Wirkung bzw. eine mögliche Reduktion der Aktivität des Gens Myostatins (L-leucine, beta-hydroxy-beta-methylbutyric acid (HMB) and creatine monohydrate prevent myostatin-induced Akirin-1/Mighty mRNA down-regulation and myotube atrophy. Michael D Roberts. Journal of the International Society of Sports Nutrition 2014, 11:38).

So zeigt die Studie auf, dass Leucin, HMB und Creatin eine Myostatin-induzierte Atrophie stark vermindern können.

Dies heisst noch nicht automatisch ein höheres Muskelwachstum durch den Einsatz dieser drei Wirkstoffe, aber es ist zumindest ein starkes Indiz dafür.

Der Wirkmechanismus

Wie genau der Wirkmechanismus funktioniert, kann man noch nicht abschliessend sagen. Auf alle Fälle haben zumindest Leucin und HMB einen starken Einfluss auf den mTor-Pfad, worauf man schliessen könnte, dass hier sicherlich ein möglicher Mechanismus auszumachen ist.

Sulforaphane

Sulforaphane? Noch nie gehört? Nun, diese Substanz ist in diversen Gemüsesorten zu finden, wie beispielsweise Brokkoli oder Rotkohl.

Sulforaphane hat ebenso eine Wirkung auf Myostatin (Sulforaphane causes a major epigenetic repression of myostatin in porcine satellite cells. Fan H, Zhang R, Tesfaye D, Tholen E, Looft C, Hölker M, Schellander K, Cinar MU. Epigenetics. 2012 Dec).

Reis, Pute und Brokkoli: Das typische Bodybuilder-Essen, wer kennt es nicht. Betrachtet man diese Zusammenstellung mal aus dieser Sichtweise, so macht dieses Essen nicht nur aus kalorientechnischer Sicht und Zusammensetzung Sinn, sondern durch die Hinzugabe von Brokkoli auch aus der Sicht der Myostatin-Suppression.

Ob dies ein Zufall ist oder instinktiv von Generationen von Bodybuildern ihren Ernährungsplan dementsprechend gestalten lies? Das kann man nicht abschliessend sagen, auf alle Fälle gewinnt unter diesem Gesichtspunkt Brokkoli mehr an Aufmerksamkeit.

Fischöl

Fischöl welches reich an Omega3-Fettsäuren ist, wird häufig eingenommen um die Blutfettwerte zu verbessern.

Eine weniger bekannte Wirkung ist der mögliche Einfluss auf Myostatin. Leider gibt es hierzu keine wirklich verwendbaren wissenschaftlichen Daten, aber eine Studie zeigt eine Erhöhung des UCP-2- Aufkommens. UCP-2 ist eines der sogenannten “entkoppelnden Hormonen“, jenen Hormone die vor allem im braunen Fett zu finden sind und massgeblichen Einfluss auf unseren Stoffwechsel haben.

Ein erhöhtes Aufkommen der entkoppelnden Hormone führt zu einem stark erhöhten Stoffwechsel und einer gesteigerten Fettverbrennung und erhöhten Körpertemperatur.

Damit steht eine indirekte Wirkung von Fischöl auf Myostatin durch die Wirkung auf UCP-2 zur Diskussion.

Die Praxis

Wir wissen nun aufgrund von Studien, dass Leucin, HMB, Creatin und Sulforaphane einen signifikanten Einfluss auf die Myostatin-Suppression haben können. Auch Fischöl bzw. Omega3- Fettsäuren können hier eine Wirkung zeigen.

Natürlich müssen dazu noch weitere Studien gemacht werden. Da es sich aber dabei nicht wirklich um neue Substanzen oder Lebensmittel handelt, macht es mehr als Sinn diese gezielt einzusetzen.

Creatin ist sowieso das Supplement Nr. 1, welches die meisten Studien aufweisen kann, wonach seine Wirkung eindeutig bewiesen ist.

Es entfaltet sein Potential sowieso in seiner eigentlichen Wirkungsweise, der Erweiterung des Kreatinphosphatspeichers.

Aus diesem Grund wird es eingesetzt und eine mögliche Myostatin-Inhibition ist damit zumindest ein netter Nebeneffekt.

Ähnlich schaut es bei Leucin aus. Leucin ist die anabole Aminosäure schlechthin. Sie sorgt für die maximale Aktivierung des m-Tor-Pfades mitunter durch ihre insulogene Wirkung. Daher sollten wir besonders nach dem Training Leucin einsetzen und auch sonst auf eine leucinreiche Ernährung achten.

HMB als Leucin-Metabolit zeigt in Studien eine Erhöhung der Muskelmasse und Kraft (The effects of 12 weeks of beta-hydroxy-beta-methylbutyrate free acid supplementation on muscle mass, strength, and power in resistance-trained individuals: a randomized, double-blind, placebo-controlled study. Wilson JM, Lowery RP, Joy JM, Andersen JC, Wilson SM, Stout JR, Duncan N, Fuller JC, Baier SM, Naimo MA, Rathmacher J. Eur J Appl Physiol. 2014).
Inwiefern dieser Mechanismus nun auf eine mögliche Myostatin-Inhibition oder durch die Aktivierung des mTor-Pfades zurückzuführen ist, kann man nicht abschliessend beurteilen.

Wahrscheinlich gehen beide Mechanismen Hand in Hand und stehen in Abhängigkeit zueinander.

Gerade auch weil bei Menschen mit reduziertem natürlichen Myostatin-Aufkommen, auch eine erhöhte Insulinsensitivität und ein verstärktes Aufkommen der UCP Hormone nachgewiesen wurde.

Fazit

Der menschliche Körper ist ein extrem komplexes Gebilde in welchem viele Mechanismen in Abhängigkeit zu anderen stehen.

Wir wissen, dass Leucin, HMB, Creatin und Fischöl einen positiven Einfluss auf den Muskelwachstum und Fettverbrennung besitzen.

Inwiefern dieser Effekt auf eine Myostatin-Inhibition oder andere wohl eher pirmäre Effekte zurückzuführen ist, können wir noch nicht abschliessend sagen.

Aber wir wissen, dass die Effekte vorhanden sind. Daher macht der Einsatz dieser vier Supplemente auf alle Fälle besonders Sinn.

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