Tausende von Lebensmitteln existieren und einige von ihnen haben besondere Inhaltsstoffe.
Heute nehmen wir jene Lebensmittel näher unter die Lupe, die sogenannte Phytoöstrogene enthalten.
Phytoöstrogene sind seit längerer Zeit bekannt, trotzdem existieren nur wenige wirklich brauchbare wissenschaftliche Arbeiten darüber. Aus diesem Grund können in diesem Artikel keine eindeutigen Empfehlungen abgegeben werden.
Phytoöstrogene sind allerdings eine interessante Wirkstoffgruppe, welche durchaus ihre Berechtigung in der Ernährung haben können.
Die Phytoöstrogene
Dabei handelt es sich um sekundäre Pflanzenstoffe ohne steroidale Struktur, die in diversen Früchten, Gemüsen und Samen oder Hülsenfrüchten vorkommen. Sie sind von ihrer chemischen Struktur eng verwandt mit den Östrogenen, also der Gruppe der weiblichen Sexualhormone.
Man unterscheidet zwischen drei unterschiedlichen Gruppen der Phytoöstrogene:
– Flavonoide
– Lignane
– Indolcarbinole
Je nach Lebensmittel unterscheidet sich ihre Konzentration. Betrachten wir die die einzelnen Phytoöstrogene im übernächsten Kapitel genauer.
Die Wirkung
Ihre Wirkung ist unterschiedlich und hängt vom genauen Phytoöstrogen ab. Sie können daher östrogenagonistisch oder östrogenantagonistisch wirken. Das bedeutet, sie verstärken die östrogentypischen Wirkungen oder vermindern sie. Sie binden an den Östrogenrezeptor, haben aber eine viel schwäre Bindungsaffinität als die endogenen Östrogene oder auch synthetisch hergestellte Östrogenderivate.
Die drei bedeutendsten Phytoöstrogene im Überblick:
Flavonoide
Vorab muss noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass nicht sehr viele wissenschaftliche Arbeiten existieren. Daher basieren diese Aussagen auf diesen wenigen Arbeiten und besonders aus Erkenntnissen der Naturheilkunde und der Praxis.
Flavonoide kommen hauptsächlich in Sojabohnen, Sojaprodukten, Bohnen, Kichererbsen und Bier vor.
Sie können im Blut zirkulierende Östrogene binden, besitzen eine antioxidative Wirkung und sollen in kleineren Dosierungen brustkrebshemmend wogegen in hoher Dosierung brustkrebsfördernd wirken.
Daher müssen jene Produkte etwas differenziert betrachtet werden. Mit grösster Wahrscheinlichkeit besitzen Flavonoide eine östrogenagonistische Wirkung und verstärken dementsprechend die Wirkungen des körpereigenen Östrogens.
Man könnte nun spekulieren, dass eine geringe Menge Flavonoide seine positive Wirkung durch die Bindung von Östrogen zu erklären ist und bei höheren Dosen die agonistische Wirkung überwiegt und eher nachteilige Effekte aufweist.
Abschliessend ist das Thema Flavonoide nicht geklärt. Wohl muss die Wirkungspotenz je nach spezifischer Untergruppe unterschieden werden. So weisen die Flavonoide 5 Untergruppen auf, wobei die Isoflavone die wohl potenteste ist. Sie kommen in den oben erwähnten Lebenmittel vor.
Die östrogenagonistische Wirkung ist wohl ausschliesslich den Isoflavonen zuzuweisen.
Flavanone und Flavone sind wohl weniger stark und eher neutral zu werten bzw. positiv durch ihre antioxidative Wirkung. Sie kommen in diversen Früchten vor wie Zitrusfrüchte, Äpfeln, Kirschen oder Zwiebeln.
Lignane
Lignane kommen in diversen Getreidesorten wie Hafer, Reis, Roggen und vor allem in Leinsamen vor. Sie besitzen wohl eine antagonistische Wirkung auf das körpereigene Östrogen. Das bedeutet sie weisen ähnliche Effekte wie Östrogen auf, aber in schwächerer Ausprägung und wirken so entgegengesetzt dem körpereigenen Östrogen.
Diese Erkenntnis würde auch in der Praxis Sinn machen, da gerade viele Bodybuilder in Wettkampfphasen gerne Reis verwenden und dadurch ein eher definierteres Aussehen erhalten. Eine typische Wirkung von Östrogen ist die Speicherung von subkutanem Wasser. Aus diesem Grund werden viele Lebensmittel gemieden, welche Phytoöstrogene enthalten.
Wir müssen aber wohl lernen, dass es darauf ankommt welche genaue Gruppe der Phytoöstrogene im betreffenden Lebensmittel enthalten ist. Einige Phytoöstrogene können hier auch positive Wirkungen haben.
Lignane schützen gemäss Studien auch vor Brustkrebs bzw. senken das Risiko einer Erkrankung.
Indolcarbinole
Eine besonders interessante Gruppe der Phytoöstrogene sind die Indolcarbinole. Sie kommen in diversen Senfarten, Blumenkohl und Rosenkohl vor.
Sie besitzen das Potential das körpereigene Östrogen in das weniger aktive Catechol-Östrogen umzuwandeln. Sie schwächen damit die Wirkung von Östrogen ab.
Hier ist auch wieder interessant zu beobachten, dass gerade in Wettkampfdiäten diverser Athleten Kohlgemüse reichlich vorkommt. Hier zeigen wohl Beobachtungen in der Praxis, dass Indolcarbinole eine besondere Wirkung aufweisen und für mehr Härte der Muskulatur sorgen kann.
Auch wenn diese Vorgehensweise wohl nur instinktiv erfolgt, haben wir hier eine mögliche Erklärung.
Diindolylmethan (DIM)
Indol-3-Carbinol kann durch oben erwähnte Lebensmittel aufgenommen werden und wandelt sich im Körper in Diindolylmethan (DIM) um. Studien zeigen, dass es gerade DIM ist welche die beschriebenen Wirkungen aufweist (Diindolylmethane (DIM) spontaneously forms from indole-3-carbinol (I3C) during cell culture experiments. In Vivo. 2010).
DIM kann als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.
Schlussfolgerungen
Flavanoide bzw. wohl nur Isoflavone besitzen eher eine agonistische Wirkung, während Lignane und Indolcarbinole eine eher antagonistische Wirkung aufweisen.
Das Wissen um die Wirkung der einzelnen Phytoöstrogene ist entscheidend um von der positiven Wirkung zu profitieren. Die Phytoöstrogene müssen unbedingt differenziert betrachtet werden. Gerade im Kampf um die ultimative Definition oder in der Vorbereitung auf einen Wettkampf sind solche Fragen entscheidend. Im Zweifelsfall in solchen Momenten lieber auf “Risiko-Lebensmittel“ verzichten.
Fazit
Eine abschliessende Beurteilung und dementsprechend praxisrelevante Empfehlungen möchte ich an dieser Stelle nicht abgeben, da vieles doch experimentell und nicht restlos geklärt ist. Insbesondere nicht die Wechselwirkungen der einzelnen Phytoöstrogene. Wenn ihr aber mit typischen Östrogen-Nebenwirkungen zu kämpfen habt, überlegt euch einmal gewisse Lebensmittel aus eurem Ernährungsplan zu streichen und andere dafür zu ergänzen. Achtet dabei auf die Empfehlungen in diesem Artikel.